LA BALISE – Iphigénie à Splott

Effie ist die Art von Mädchen, der man nicht in die Augen schaut, wenn man ihr auf der Straße begegnet, und die man sich erlaubt, sich ein Urteil über sie zu bilden. Man glaubt, Effie zu kennen, aber man kennt nicht einmal die Hälfte von ihr. Jeden Montag stürzt sie sich in eine Spirale aus Alkohol und Dramen und taucht nach drei Tagen aus einem Kater auf, der schlimmer ist als der Tod, nur um wieder von vorne anzufangen. Und dann, eines Abends, bietet sich ihr die Gelegenheit, mehr als das zu sein.

Splott ist der Ort, an dem der Autor des Stücks, Gary Owen, aufgewachsen ist. Diese Gegenden kennt er wie seine Westentasche. Ihre Charaktere, ihre Krankenhäuser und ihre Wartezimmer für Ärzte auch. Dann klingt dieser Name fast wie das Geräusch eines alten, nassen Lumpen, der auf einen schlammigen Boden fällt, etwas, das ein bestimmtes geistiges Bild im Kopf entstehen lässt. Das ist für Splott.
Was hat Iphigenie damit zu tun? Das ist dieses griechische Mädchen, die Tochter von Agamemnon, die während des Trojanischen Krieges von ihrem Vater geopfert wurde, um den Zorn der Göttin Artemis zu besänftigen. Die Legende ist unsicher und wie jede gute mythologische Geschichte ein wenig verdreht, doch sie verdeutlicht die Idee, dass eine junge Frau zum Wohle eines ganzen Volkes geopfert wird. Auf die spannenden Details des Mythos werden wir im historischen Teil eingehen. In Anlehnung an die griechische Mythologie erfindet Gary Owen also eine kämpferische, lustige und wütende Iphigenie von heute, um über die sozialen Schichten zu sprechen, die durch die drastischen Kürzungen im Gesundheits- und Sozialbereich am meisten geschunden werden.

Dauer: 1,5 Stunden.